Kilimanjaro – Uhuru Peak 5895 hm

Höchster Berg Afrikas. Höchster freistehender Berg der Welt. Unser erster Berg der Seven Summits.

Bereits die Anfahrt war spannend, Aufgabe für heute (19.07.2022 – naja, eigentlich wollten wir schon am 18.07. starten und schon längst in Moshi bzw. bereits auf dem Weg zum Gipfel sein, aaaaber nach 10 Tagen hatten wir immer noch kein Visum). Also hieß es, Tour um einen Tag verschieben und hoffen, dass das Visum bis morgen per Mail kommt. Dann war da noch ein Problem – Visum musste in Farbe ausgedruckt an der Grenze vorgezeigt werden… egal, das sollte jetzt nicht unser wichtigstes Problem sein. Bisher hatten wir es ja noch nicht einmal digital. Zurück zu unserer ersten Challenge: Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Mtwapa (Kenia) nach Moshi (Tanzania)…

Die Reise startete mit dem Shuttlebus nach Mombasa und dann mit dem SGR (Zug) weiter nach Voi.

Abfahrt um 5 Uhr morgens – Shuttlebus: Mtwapa – Mombasa Terminus
8.00 Uhr morgens – SGR (Zug): Mombasa – Voi

Danach gings weiter mit dem Tuktuk vom Bahnhof in die Stadt Voi, um im Anschluss ein Matatu nach Moshi (TZ) suchen.

Express-Matatu gefunden: Voi nach Moshi mit Stop an der Grenze (Taveta)
Erster Blick auf den Kilimanjaro

… Und dann Grenzüberquerung ohne Visum.

Anfangs wartete der Busfahrer noch auf uns: Sicherheitscheck – kein Problem, Gesundheitszertifikate (Gelbfieber- und Coronaimpfung) – kein Problem, Ausstempeln aus Kenia – (fast) kein Problem – neues Visum für in 8 Tagen musste demnach neu beantragt werden, Einreisen nach Tansania – Problem. Viele Diskussionen, Anrufe bei der tansanischen Botschaft, Kommunikation mit verschiedensten Leuten. Zwischenzeitlich war unser Shuttel schon längst aufm Weg nach Moshi. Erst wollte uns der Grenzbeamte überzeugen, einfach ein neues Visum direkt vor Ort zu beantragen, das würden wir ohne Probleme bekommen, würde doch nur 50$ kosten. Von unserer Seite gab es aber ein klares NEIN, wir zahlen nicht noch einmal. Wir haben unser Visum vor 10 Tagen beantragt, er solle bei der Botschaft anrufen und das jetzt klären. Nach langem Hin und Her haben wir dann endlich unseren Stempel bekommen. Mit so viel Hartnäckigkeit hat er wohl nicht gerechnet. Nach 3 Stunden gings dann endlich weiter. Aber mit welchem Fahrzeug? Der Bus war weg. Dann also zu Fuß über die Grenze. In Tansania angekommen stellten wir fest: Wir haben keine tansanischen Schilling. Aber auch davon ließen wir uns nicht stressen – eins haben wir nämlich in Kenya gelernt: Pole, pole, immer ruhig bleiben, irgendwie wird’s schon klappen.

Matatu gefunden, gesagt, dass wir nach Moshi wollen – perfekt. Unsere großen Backpacks wurden auf’s Dach geschnallt, Preis stand außen dran (1500 tansanische Schilling pro Person), Geld wollten wir erst nach heiler Ankunft übergeben – wir mussten schließlich erst noch zur Bank. Zwei freundliche junge Männer willigten ein, schienen Mitarbeiter des Matatus zu sein (dachten wir). Natürlich sprachen sie fast kein Wort Englisch. Im Gegensatz zu Kenia wird in Tansania nämlich kein Englisch unterrichtet bis zur Highschool. Die beiden Männer machten jedoch den Eindruck, uns zu verstehen, Kommunikation mit Händen und Füßen klappt schließlich in jedem Land. Geschafft! Endlich Endspurt, beide waren wir so müde, dass wir tief und fest schliefen und irgendwann mit einem “Girls, wake up. Moshi.” geweckt wurden. Erschrocken wachten wir auf, kurzer Check, ob noch alle Sachen da sind – ja, Glück gehabt. Die Männer begleiteten uns zur Bank und trugen unsere Rucksäcke. Das Matatu ist bereits weitergefahren. Magdalena ging Geld abheben, zwischenzeitlich versuchten sie Lea den tatsächlichen Preis klar zu machen. Wir stellten fest: Pro Person kostete die Fahrt 15.000 TZ Schilling. Kurz den Wechselkurs gecheckt – 6€ pro Person. Schon etwas viel, aber für 1,5 Stunden Busfahrt und so viel Hilfe ist das doch okay. Außerdem konnten wir durchaus froh sein, dass nichts gestohlen wurde und wir in Moshi aufgeweckt worden sind. Das war dann mal wieder mehr Glück als Verstand. Nächste Challenge: Wir mussten erklären, wo wir hin mussten. Glücklicherweise hatten wir die Nummer von dem Chef der Reiseorganisation, mit der wir unsere Wanderung auf den Kilimanjaro geplant haben. Die Jungs riefen für uns an – sprachen in Kiswahili, wir haben kein Wort verstanden. Aaaaber nach 10 Minuten kam dann ein Fahrer, der in gebrochenem Englisch erklärte, er wurde von dem Chef geschickt, er würde uns zum Hotel bringen. Blindes Vertrauen, gute Menschenkenntnis – wir kamen auf alle Fälle im richtigen Hotel an, wo auch unser Guide vom Mount Kenya (Willy) auf uns wartete. Endlich geschafft! Abendessen und ab ins Bett (dachten wir). Erstmal hieß es Gear-Check und Briefing und dann Visumsantrag. Mit dem Hotspot von Willy versuchten wir das neue Visum für die Wieder-Einreise nach Kenia zu beantragen, es dauerte eeewig! Mitternacht haben wir es dann endlich ins Bett geschafft.

Die Wanderung konnte losgehen!

Tag 1: Machame Gate, 1.800hm – Machame Camp, 2.700hm – 4h

Der Tag startete wie gewohnt „pole pole“ (sehr langsam und entspannt) in Moshi. Nach einem super Frühstück ging’s endlich los – dachten wir… Geld abheben (… über 1.000.000 TZSh kann man nicht auf einmal abheben), Sachen packen (Campingstühle und Pavillon haben wir den Trägern verboten mitzunehmen), Parkgebühren über fragwürdige Internetseite zahlen (dafür musste extra noch jemand kommen), dann endlich Abfahrt! Auf der Fahrt gabs dann nochmal 3 Stops, um auch genug Lebensmittel für die nächsten 7 Tage zu haben (Die Porter schleppen nämlich alle Lebensmittel mit. Anders, wie am Mount Kenya gibts hier keine Möglichkeit zumindest einen Teil mit einem Fahrzeug zu transportieren.).

Der Tag startete leider regnerisch… naja was soll’s, bestens ausgestattet mit geliehenen Regenhosen, Ponchos und guter Laune konnte ja nichts mehr schief gehen. (Die guten Hardshelljacken & -hosen brav in Deutschland gelassen, wer will den schon die gute Ausrüstung mit nach Afrika nehmen, wenn die zwei höchsten Berge des Kontinents geplant sind… definitiv ein Fehler). Aber, wenn man so sieht, was die Porter und Guides anhaben, ist man sowieso bestens ausgestattet. Wir wussten ja nicht, dass das Wetter sooo gut werden sollte, wie es dann schlussendlich wurd.


Durch den Regenwald ging’s 4 Stunden bergauf. Um 18.00 Uhr erreichten wir uns erstes Camp.

Da es hier schon so früh dunkel wird, gab’s Abendessen unterm Sternenhimmel – ein Traum! Danach ging’s ab in den warmen Schlafsack, wir beide haben das Zelten schon etwas vermisst.
Lala salama.

Tag 2: Machame Camp, 2.700hm – Shira Cave Camp, 3.750hm – 4h


Auf den anfänglichen Regen am ersten Tag, folgten 6 Tage strahlend blauer Himmel. Ausgeschlafen wachten wir mit Sonnenschein auf. Uns erwartete ein leckeres Frühstück – beim Kochen lassen sich auch die Tansanier nicht lumpen. On top gabs den ersten Blick auf den Kibo (höchster Punkt des Kilimanjaros – im Zuge der Unabhängigkeit 1961 Tansanias wurde der Kibo dann umbenannt und heißt nun Uhururu Peak – 5985hm).

Um 9.00 Uhr ging’s dann los: Raus aus dem Regenwald, steiniger Weg mit Wahnsinns-Ausblick. Vor uns das Massiv des Kilimanjaros. Es wirkte so groß und gewaltig und doch so nah. In einem waren wir uns und auch unsere Begleiter sich sicher: Bald stehen wir auf dem Gipfel! Das ist nämlich vor allem ein „mind-set-Ding“, klar müssen die körperlichen und physiologischen Bedingungen passen, aber hauptsächlich steuert der Kopf den Erfolg! Hinter uns ließen wir den im Nebel verhangenen Regenwald zurück.
Wir wanderten relativ zügig im Gegensatz zu den Babysteps am Mount Kenya… bestimmt werden wir noch langsamer oder hat das „Höhentraining“ doch was gebracht? Wir werden sehen.
Nach 4 statt angegebenen 5 Stunden erreichten wir dann unser zweites Camp. Ob wir noch Energie hatten? Aber klar! Am heutigen höchsten Punkt wurden erstmal Handstände gemacht – spätestens jetzt mussten auch die Guides realisiert haben, mit den beiden Dadas (Kiswahili: Schwestern), so nannten sie uns hier, stimmt etwas nicht, die sind verrückt!

Im Anschluss gabs Tee, Kaba, Popcorn und Kekse mit überwältigendem Ausblick. Immer wieder saßen wir einfach still da und starrten auf den Berg – ein Traum, der endlich in Erfüllung geht.

Nach einem kurzen Nickerchen gingen wir noch ein paar Meter zu einem Aussichtspunkt.
Später gab’s dann Abendessen zum Sonnenuntergang. Unbeschreiblich. Wir sind unglaublich dankbar, hier sein zu dürfen. Es wurde eiskalt. Nicht einmal das hielt uns davon ab, noch draußen zu bleiben und den unfassbar schönen Sternenhimmel zu genießen.

Tag 3: Shira Cave Camp, 3.750hm – Lava Tower, 4.600hm – Baranco Camp, 3.800hm

Spätestens in der Früh haben wir realisiert, wie kalt es wirklich war – alles war gefroren. Um 6.30 weckte uns unser Guide Romli auf: „Girls wake up, the sun is rising.“ Und wow! Da wacht man doch gerne auf – mit Blick auf den Mount Meru.

Mount Meru im Schatten des Kilimanjaro

Am Tag zuvor haben wir ihnen noch gesagt, dass wir sehr gerne früher aufstehen, um den Sonnenaufgang zu sehen und um vor allem früher zu starten. Viel los war hier nämlich schon – unserer Meinung nach. Die Guides erklärten uns, das sei noch gar nichts.
Vor dem Frühstück gabs noch warmes Wasser zum Abwaschen – was für ein Luxus!
Um kurz nach 8.00 gings dann auch los – heute stand ein langer Tag an. „Naja, ihr braucht vermutlich 4 Stunden bis zum Lava Tower und dann weitere 2-2,5 Stunden Abstieg zum Camp. Statt insgesamt 8-9 Stunden.“ Wir wussten genau, wenn man zu schnell geht, kann einem die Höhenkrankheit ganz schnell einen Strich durch die Rechnung machen.
Wir machten uns also auf den Weg – überholten einige Gruppen, hielten Tempo mit den Portern. An diesem Tag haben wir sogar ein (nicht geplantes) Lunchpaket bekommen, da wir am vorherigen Tag zu schnell für die Porter waren – sie wollten uns garantieren, dass, wenn wir ankommen, das Zelt steht und Essen fertig ist. Wir haben ihnen ausdrücklich gesagt, dass wir dies nicht schlimm finden, aber so sind sie die Afrikaner – gastfreundlich und zuvorkommend. Gezwungenermaßen muss man dann einfach genießen, nichts zu tun. So ein Luxus-Camping sind wir beide nicht gewohnt.
Am Weg wurde schon viel über uns geredet „Die schnellen deutschen Mädels“, „Die müssen vom Militär sein“ – tatsächlich erreichten wir Lava Tower (4.600hm) symptomfrei nach 3 Stunden. Die Aussage unseres Guides war: „You are strong like Simba“ („Ihr seid stark wie Löwen.“) Wow! Was für ein Kompliment – das tut der mentalen Energie seeeehr gut! Wie gesagt: Jeder kann den Uhuru Peak erreichen – das ist Kopfsache!

Lava Tower 4.600 hm

Nach einer Stunde Lunchpause & Sonne genießen, ging’s dann weiter Richtung nächstem Camp. Kurz zuvor überprüften wir unsere Sauerstoffsättigung und den Puls: Alles in bester Ordnung – besser als die Werte des Guides. Strong like simba!

Na dann kann’s ja weiter gehen! Aus vorausgesagten 2-2,5 Stunden (statt angeschriebenen 3-4) wurden nun 1,5. Wir stiegen ab auf 3.800hm entlang einer faszinierenden Landschaft: Flussbett, Wasserfälle, Gletscherrinnen.
Unsere Guides scherzten immer über unsere Energie und meinten: „Dann könnt ihr uns ja zum Gipfel hochtragen – sollte kein Problem sein.“ – so entstand die neue Idee für das heutige Ziel.

Vor Ort gab es wieder Tee, Kaba und Snacks. Das „duschen“ unter dem Wasserfall wurde uns zwar verboten, aber Füße waschen weiter unten am Fluss war erlaubt. Hat gut getan!

Nach einem leckeren Abendessen (Pizza – an einer ausreichenden kulinarischen Verpflegung soll es in Afrika nie scheitern) ging’s dann auch ins Bett.

Tag 4: Baranco Camp, 3.800hm – Karanga Camp, 3.995hm – 2,5 Stunden

Nachdem der anstehende Tag nur ein kurzer werden sollte, starteten wir ganz gemütlich um kurz nach 8 mit einem ausgiebigen Frühstück.

Unsere Truppe – ohne die wir es nicht geschafft hätten!

Nach einem Gruppenfoto mit dem ganzen Team hieß es um halb 10 Abmarsch. Über Kletterpartien an der Great Baranco Wall schlängelte sich ein dünner Pfad die Wand hinauf. Unser Guide Romli wählte immer wieder Abkürzungen zum Überholen, schöne Kletterpassagen, auf denen nur wir unterwegs waren – sehr entspannt.

Oben angekommen wurden wir mal wieder mit einem unglaublichen Blick auf den Gipfel des Kilimanjaro belohnt!

Nach einer kurzen Pause ging es bergab, um dann auf der anderen Seite des Tales die gleiche Strecke wieder hinauf zu laufen. Kurz vor dem Ende dieses Aufstiegs ist die letzte Wasserholstelle bis zum Gipfel, von hier müssen die Träger sämtliche Wasservorräte mittragen!

Nach 2 1/2 Stunden haben wir das Karanga Camp erreicht. Auch Romli und Elias wollten beweisen, dass sie stark sind! 😉

Kurz nach unserer Ankunft gab es Lunch. Nach einem Powernap ging es noch weitere 555hm nach oben, bis wir einen Blick auf das morgige Camp (Barafu Base Camp) bekamen. Obwohl wir fit wirkten, schadet das Akklimatisieren sicherlich nicht.

Ein kurzer Abstieg zurück zu unserem heutigen Camp und dann gabs auch schon Abendessen (Karottensuppe, Karotten-Reis mit Soße und grünen Bohnen).

Und wieder einmal genossen wir einen traumhaften Sonnenuntergang mit Blick auf Mount Meru und im Anschluss einen weiteren grandiosen Sternenhimmel.

Tag 5: Karanga Camp, 3.995hm – Barafu (Base) Camp, 4.673 hm

Unser Tag startet gemütlich, um halb 10 Abmarsch.

Am Weg erledigten wir ein paar Challenges. Jeden Tag entstanden andere verrückte Ideen. Und nicht immer funktionierten die akrobatischen Figuren auf Anhieb.

Auf dem Weg trafen wir eine Gruppe Deutsche, die begeistert feststellten, dass wir ganz schön schnell sind. Wir erklären ihnen, dass wir schon Höhentraining hinter uns haben und damit etwas schummeln. Als sie unsere Kopfstandsversuche sahen, fragten sie: „Dürfen wir mal fragen wie alt die Damen sind?“ Auf unsere Antwort reagierten sie mit sichtlicher Erleichterung. All diese verrückten Ideen haben schließlich auch einen Hintergrund: Wir wollen die 10.000€ erreichen!

Gemütlich ging es weiter, bis kurz vorm Ende der heutigen Etappe nochmal ein steiles Stück kam. Romli war inzwischen zum Glück der festen Überzeugung: Mit uns kann man klettern! Wir nahmen die Abkürzung.

Auf der Kante angekommen, hatte man bereits einen guten Blick auf das Basecamp – wow, es war ein rießiges Camp. Das Gefühl war unbeschreiblich, fast am Ziel, morgen stehen wir am Gipfel! Nun mussten wir jedoch erst einmal unsere Truppe finden. Am Weg dorthin sahen wir einen Lama-Geier und machten unser alltägliches Schild-Bild.

Unser Motto für den Gipfel: Strong like Ox!

Der Rest vom Tag gestaltete sich sehr entspannt: Lunch, Nap, kurze Wanderung zur Akklimatisierung, Dinner, ab ins Bett (19.00Uhr). Morgen stand der große Tag an! Alles bereits vorbereitet, mit Skiunterwäsche als Schlafi hieß es für uns lala salama.

Tag 6: Barafu Base Camp, 4.673hm – Uhuru Peak, 5.895hm via Stella Point, 5.756hm – Mweka Camp, 3.100hm

Um 00:16 klingelte der Wecker. Nach einer kurzen und eiskalten Nacht ging’s um kurz nach 1 mit Stirnlampen los. Wir starteten als Letzte am Camp – unsere Guides waren überzeugt, die Zeit reicht! Wir werden sehen. Vor uns eine Lichtercaravane, die sich den Grat entlang schlängelte. Bald schon überholten wir auch die ersten Gruppen. Sehr motivierend für uns. Unter uns erstreckte sich ein faszinierendes Lichtermeer – Moshi Town. Über uns ein atemberaubender Sternenhimmel. Still schweigend genossen wir die Atmosphäre, die ersten 500 Höhenmeter des Tages waren erstmal kein großes Problem. Später hatten wir dann abwechselnd gute und schlechte Phasen: Von Dampflock-Schnaufen über Kopfschmerzen, Schwindel hin zu freudigem Singen und Höhenrausch. Die letzten 20 Minuten waren aber dann für uns beide ein wirklicher Kampf – eiseiskalt, auf Vulkansand rutschend, nach Luft schnappend, energie- und sprachlos – die Beine haben einfach nur noch funktioniert. Dank sei den Mantras, motivierenden Gedanken und gegenseitigen Anfeuern, dass wir überhaupt die Energie aufbringen konnten, weiter zu gehen. Unsere Helden der Nacht (Romli und Elias) motivierten uns immer wieder! Es galt nur eins: Nicht aufgeben! Wir schaffen das! Wir kämpften uns hoch bis zum Stella Point – wow! Der Körper ist eine Maschine! Als Motivationskick gab’s dann einen wunderschönen Sonnenaufgang am letzten Stück zum Gipfel.

Sonnenaufgang kurz vorm Gipfel

ie letzten Meter: Es gibt kein Zurück mehr! Wir schaffen das. Uns kamen schon ein paar Leute mit einem riesigen Grinsen im Gesicht und wahnsinniger Euphorie entgegen – das muss sich lohnen! Mit langsamen Schritten, wie in Trance ging’s weiter, bis… wir den Gipfel sehen konnten! Das Adrenalin schoss – plötzlich hatte der Körper Energie, von der wir nicht einmal wussten, dass es sie gibt. Wow! Wir haben es geschafft! Jegliche Kälte, Schmerzen, Energielosigkeit war damit vergessen. Gletscher, enormer Ausblick, Faszination pur! Wir fielen uns in die Arme. Was für ein Gefühl hier oben zu stehen. Uns kamen die Tränen. Unbeschreiblich.

Gipfel geschafft! Mit unseren beiden Guides Elias und Romli
Verfroren, aber glücklich ging es wieder bergab

Nach einer kurzen Foto-Session am Gipfel ging es „Haraka haraka“ (schnell schnell) zurück ins Barafu Base Camp fürs Frühstück. Zu lange durfte man nicht auf knapp 6.000 bleiben, außerdem standen heute noch knapp 3.000 hm an, die wir wieder runter gehen mussten. Über die Rutschpartie auf dem Vulkansand nach unten wurde es uns zwar wieder warm, aber es staubte extrem. Nach zwei anstrengenden Stunden, genossen wir den jubelnden und gratulierenden Empfang unseres Teams und das warme Frühstück (Pfannkuchen, Rührei und Obst).

Direkt danach hieß es Abstieg! Die Gefahr trotz fehlender Symptome Auswirkungen der Höhenkrankheit zu bekommen, wenn man sich zu weit oben hinlegt war zu groß.

Ein kurzes Danke-Foto am Heli-Pad an Africa Outdoors und dann hieß es 3 Stunden Abstieg bis zum Mweka Camp auf 3100 hm.

Tag 7: Mweka Camp, 3.100hm – Mweka Gate, 1.840hm

Unser letzter Tag startete früh, da wir nach dem Abstieg direkt nach Hause nach Mtwapa, Kenia, fahren wollten. Um halb 6 klingelte der Wecker, nach dem morgendlichen Ritual — warmes Wasser zum Waschen, Tee, Frühstück, zusammen packen — ging es um viertel nach 7 Richtung Nationalpark Gate. Nach 2 1/2 Stunden wandern durch den Regenwald, kamen wir am Mweka Gate an und waren bereit nach Moshi zu fahren… aber typisch afrikanisch, alles pole, pole (langsam, langsam), mussten wir warten. 2 1/2 Stunden Warten später waren die Zertifikate endlich fertig und wir konnten in Richtung Moshi los starten. Den Zug nach Mombasa haben wir uns schon längst aus dem Kopf geschlagen, den konnten wir gar nicht mehr schaffen. Aber da ließen wir uns gar nicht mehr Stressen, …

…die Zeit war somit also kein Problem mehr, das würden wir schon irgendwie schaffen. Großes Problem: Visum in Farbe ausdrucken. Noch größeres Problem: Kein Strom in ganz Moshi. Wir haben dann tatsächlich einen Copyshop gefunden, welcher mit Notstromaggregat lief. Ja, jetzt kann’s ja nur noch gut gehen. Falsch gedacht. Magdas Visum war nicht da. Dann eben nur mit einem Visum und auf Gute Laune der Grenzbeamten hoffen.

Wenn selbst die Tansanierin verzweifelt ist, wie langsam es voran geht…

Wir fuhren mit dem Matatu zur Grenze. Ganz klassisch: Matatu komplett überfüllt – Lea und ich hatten beide ein Baby auf dem Schoß – los geht die Fahrt! Dieses Mal auch nur für 2000 Tansanische Shilling (70Cent).

Mit Willy an der Matatu Station in Moshi

Letztes Geld noch für Essen und Bier ausgegeben – klar was sonst. Ab zur Grenze. Zu Fuß.

Und weil das nicht reicht: barfuß. Der Schuh ging am Weg kaputt.

Gute Laune an der Grenze war vorhanden! Ohne ausgedrucktes Visum den Stempel für Kenia bekommen – Juhu! Ab nach Hause.

Aber zuvor noch eine kurze Diskussion beim Securitycheck: Zu viel Bier im Rucksack. Angeblich gäbe es eine Einfuhrgrenze: 3 Bier pro Personen, wir hatten 4. Unser Argument: Unsere 6 Freunde an der Küsten warten aber auch das „Kilimanjaro-Bier“ zog dann irgendwann. Uns war nämlich von Anfang an klar: Der Mann vom Securitycheck wollte einfach selbst eins trinken – mit uns nicht!

Zufällig trafen wir dann zwei Bodafahrer, die ihr Motorrad gerade über die Grenze schoben – perfekt! Die Fahrt Richtung Küste konnte weiter gehen.

Dass diese Fahrt noch ein größeres Abenteuer wird… davon hätten wir ja eigentlich ausgehen können. Aber das ist eine andere Geschichte.

Leave a comment